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Donnerstag, 20. August 2015

Syrien Teil 1

In den letzten Wochen haben die Medien ausführlich über die Flüchtlinge aus Syrien geschrieben und die unhaltbaren Zustände in den Flüchtlingslagern beschrieben. Mit der Zeit ist mir aber die Ursache der Flüchtlingswelle aus den Augen geraten. Nun habe ich versucht die ganzen Konfliktparteien, sowie die involvierten Staaten herauszufiltern um eine Gefühl dafür zu entwickeln.
In drei teilen versuche ich jetzt einmal die beteiligten Staaten, die Parteien innerhalb Syriens und eine Lösungsmöglichkeit dazustellen:

Teil 1 - Wer nicht da eigentlich aller mit?
Saudi Arabien
Ziel Saudi Arabiens ist die Unterstützung der Rebellen gegen das Assad Regime. Dies, da der Iran den Einfluss auf das Assad Regime in letzter Zeit verstärkte. Der Iran gilt im Nahen Osten als der große Gegner Saudi Arabiens. Saudia Arabien verbreitet von seinem Territorium und mit seinen finanziellen Mitteln den Wahhabismus und gehört zu den sunnitischen Staaten. Das Königshaus ist mit dem Wahhabismus eng verbunden, beide unterstützen sich gegenseitig.

Katar
Der kleine schwerreiche Erdgasstaat spielt im gesamten Nahen Osten eine wichtige Rolle. Katar versucht  die Opposition zu Assad zu unterstützen und ist ähnlich wie Saudi Arabien eine Opposition zum Iran. Wie in Saudi Arabien sind die Wahhabiten verbunden mit dem Herrscherhaus entscheidende Kraft.

Türkei
Die Türkei versucht gemeinsam mit Saudi Arabien die Regimegegner zu unterstützen, auch um seine Bedeutung im Nahen Osten zu verstärken. Hinzu kommt die Bekämpfung der IS (derzeit durch die Luftwaffe, aber sehr eingeschränkt) und die massive Bekämpfung der PKK mit Luftschlägen. Der wichtigste Gegner der Türkei - aus türkischer Sicht - sind die Kurden. Eine autonome Kurdenregion, oder gar ein kurdischer Staat ist für die Türkei undenkbar.
Gleichzeitig öffnet die Türkei den wichtigsten Flughafen für die USA um dieser weitere Luftangriffe zu ermöglichen. Somit hofft die Türkei sich die USA weiterhin günstig zu stimmen. Der bis vor kurzem bestehende Frieden mit den Kurden wurde leichtfertig aufgegeben um die absolute Mehrheit bei den nächsten Wahlen für Erdogan zu ermöglichen. Ob dies aufgehen wird ist sehr fraglich.

USA
Die USA ist versucht die IS in Schach zu halten, gleichzeitig Assad zu entmachten und den Irak zu stabilisieren. Die einzige wirklichen Verbündeten sind die Kurden in verschiedenen Organisationen mit Ihren Bodentruppen. Alle Versuche im Irak oder in Syrien eine eigenständige und handlungsfähige Armee aufzustellen, haben bis jetzt keinen Erfolg gebracht.
Inwieweit sich die USA auch nach der nächsten Präsidentenwahl im Ausland engagieren werden steht in den Sternen. Eine Rückbesinnung auf vergangene Zeiten, da die USA sich nur um sich kümmerte ist nicht ausgeschlossen.

Europa
Europa ist mit den Auswirkungen des Krieges in Syrien und dem Irak - mit tausenden Flüchtlingen - einfach überfordert. Ein direktes Eingreifen in Form der Nato oder anderer Bündnisse ist derzeit nicht in Sicht. Europa wird weiterhin paralysiert sein und keine Hilfe in Syrien leisten werden. Die Bevölkerung will zwar einerseits helfen, andererseits seine Grenzen dicht machen, die Ursache wird ausgeblendet.
Selbst die Hilfe gegenüber den Flüchtlingen ist ein in allen Ländern umstrittenes Thema. Europa ist noch nicht weit genug um solche Herausforderungen zu bewältigen.

Israel
Israel beobachtet derzeit aufmerksam die Entwicklung. Solange sich die einzelnen Kräfte gegenseitig bekämpfen, kann sich Israel heraus halten und abwarten. Sollte aber eine der Konfliktparteien die Oberhand gewinnen, kann es für Israel gefährlich werden. Kann sich der IS durchsetzen, wird Israel ein direktes Angriffsziel werden. In diesem Fall wird Israel ein Zweifrontenkampf bevor stehen. Einerseits gegen radikale Palästineser, die die Chance sehen Israel zurück zu drängen oder zu vernichten. Andererseits die IS von außen, mit demselben Ziel, wenn auch mit anderer Ideologie.
Hinzu kommt eine weitere Herausforderung auf Israel zu. Die Drusen, die als loyale Mitbürger Israels auch in der israelischen Arme dienen. Ihre Verwandten in Syrien werden zusehends zur Zielscheibe der IS. Israel muss mit einer Flüchtlingswelle rechnen oder selbst eingreifen um eine Schutzzone in Syrien einzurichten. Vor allem, da sich die Regierungstruppen Syriens sich Richtung Damaskus zurückziehen und die Drusen ungeschützt zurück bleiben.

Jordanien
Das Königreich mit westlichem Anschluss, versucht sich mit größter Anstrengung gegen den IS und die inneren Probleme aufrecht zu erhalten. Im Inneren - belastet mit mehr als 600.000 Flüchtlingen aus Syrien - steigt die Unzufriedenheit mit der Regierung, die Wirtschaft wächst nur gering. Im Ausland steigt die Bedrohung durch die IS. Trotz Militäreinsatz gegen die IS würde ein militärischer Angriff auf Jordanien massive Hilfe durch die USA erfordern. Stabilisierender Faktor ist und bleibt der Königshaus der Haschimiten, die sich auf den Propheten berufen können und derzeit noch unangetastet herrschen.

Libanon
Mehr als 1,2 Millionen Flüchtlinge aus Syrien leben im Libanon. Bei einer Bevölkerung von gerade einmal 4,5 Millionen, wobei noch einmal 500.000 Palästinenser hinzu kommen, die bereits seit 1948 im Land leben, ein fast unhaltbarer Zustand.
Militärisch gesehen hat der Libanon einem Angriff des IS wenig entgegen zu setzen. Bei einer Angriff auf den Libanon würde der Druck auf Israel aufgrund tausender Flüchtlinge extrem steigen.

Iran
Der Iran ist einer der Schlüsselstaaten in der Beendigung des Krieges in Syrien. Nur mit dem Iran, der Türkei und Russland als Partner ist der Ansatz eines Friedens möglich. Als bedeutendster schiitischen Staat, steht er nicht nur hinter allen schiitischen Minderheiten im Nahen Osten, sondern auch hinter der Hisbolah. Der Gegensatz zu Saudi Arabien und Katar ist einer der Ursachen für Auseinandersetzungen nicht nur in Syrien, sondern auch im Yemen. Nur durch eine Einbindung, der am Fortschritt interessierten, sowie gut ausgebildeten Jugend des Iran ist der Druck auf die Regierung im Iran aufrecht zu erhalten um den Friedensprozess mit dem Iran zu verstärken.
Die Gegnerschaft des Iran zu Saudi Arabien und Katar muss gegenüber dem gemeinsamen Feind dem IS zumindest zeitweise beendet werden.


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