Ich habe mich ja schon öfter einmal mit der Unfähigkeit des Menschen mehrere Informationen gleichzeitig zu verarbeiten beschäftigt. Ich komme immer wieder zum selben Schuß, es ist unmöglich, Dinge gleichzeitig zu machen. Nicht einmal gehen und schauen, oder gehen und lesen ist meist Personen. So wieder heute beim Aus- und Einstieg ins Flugzeug gesehen. Dame mittleren Alters steigt aus dem Flugzeug steigt auf die Plattform der Treppe nach unten und bleibt vor der ersten Stufe in voller Pracht stehen. Zuerst muss einmal der Eindruck, „ah Stufe, oh Treppe“ verarbeitet werden, bevor ein Fuß zögerlich vor den anderen gesetzt wird. Unschlüssig, ob vielleicht doch wieder zurück ins Flugzeug zu gehen, zurück an den bekannten Ort, oder vielleicht das Wagnis des Neuen, des Rollfeldes und des Busses zu wagen, gewinnt die Neugier. Langsam mit bedächtigem Schritt, ein Bein vor das andere, immer wieder zurückschauend und zögernd, gewinnt der Körper doch irgendwann die Oberhand über die Gedanken und der Boden wird erobert. Kaum hat sie diesen erreicht, stellt sich die nächste Herausforderung, der Bus.
Hinten einsteigen, in der Mitte oder vielleicht doch vorne? Weitere Unsicherheit macht sich breit, während die anderen Passagier rechts und links an ihr vorbei gehen und die Plätze im Bus besetzen. Der mittlere Eingang hat gewonnen, ihn ansteuernd und dann doch kurz davor nach rechts abbiegend, die vordere Türe nutzend, fragend die Stufe zum Bus nehmend, schafft sie es als Letzte einzusteigen. Ein weiteres Abenteuer steht aber noch bevor. Der Ausstieg aus dem Bus wartet und damit die schwere Entscheidung in den ersten Stock die Rolltreppe, oder die Stufen zu nehmen. In der Mitte zwischen beiden Aufgängen stehend, schwankt sie hin und her, nicht nur körperlich, sondern auch geistig, doch die Rolltreppe, oder den beschwerlicheren aber doch sportlicheren Weg über die Stufen zu nehmen. Der sich hinter ihr anbahnende und immer größer werdende Stau von nachdrängenden Passieren, wird geflissentlich übersehen, nicht wahrgenommen aufgrund der Fülle der Eindrücke, der Herausforderung der schweren zu treffenden Entscheidung. Und dann doch, nach Sekunden, die gefühlt zu Minuten und Stunden werden, ein Schritt nach rechts auf die Rolltreppe. Hurra, es ist geschafft die Ankunftshalle erreicht. Ab hier trennen sich unsere Wege und ich finde den Weg vorbei, vorbei an ihr hinein meine Freiheit, in der ich gehen kann und gleichzeitig die Anzeigetafel lesen, in der ich entscheiden kann, rechtzeitig, wohin ich gehen will, ohne zögern, ohne zaudern.
Ich habe meine Freiheit wieder und treffe sicher bald wieder auch Passiere, die die Entscheidung wohin es denn gehen mag nicht in Sekundenbruchteilen, sondern in Minuten und Stunden treffen.
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