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Mittwoch, 11. Dezember 2019

Noch zeitgemäß? Gegen die Vereinsamung!

Vor einigen Wochen saß ich zusammen mit einer guten Bekannten aus Slowenien in einem kleinen Lokal im Osten Deutschlands. Zwischendurch kamen einzelne Personen herein, kauften an der Theke etwas ein und gingen wieder. Nach einiger Zeit fragte meine Bekannt „Grüßt man bei euch eigentlich wenn man ein Lokal betritt oder geht?“, „Ja“ sagte ich und fügte hinzu, dass es vielleicht in Deutschland nich übliche sei, daauch ich bemerkt hatte, dass keine der Besucherinnen oder Besucher gegrüßt hatten.
Wieder zuhause stellte ich mir die Frage, ob dies wirklich der Fall ist, wird in Österreich gegrüßt? Und warum, wenn nicht und warum in Slowenien?
Und dann wurde mir klar, dass ich jedesmal, wenn ich in Italien, Kroatien, Bosnien oder Slowenien bin beobachten konnte, wie meine Begleiter nicht nur grüßten, sondern sofort ein scheinbar lustiges kurzes Gespräch mit dem Kellner oder der Kellnerin begannen, während wir in Österreich in das Lokal gehen, vielleicht grüßen und gerade einmal die Bestellung aufgeben.
Gestern dann die nächste Erkenntnis: War ich es von Kleinkind auf gewohnt, dass wenn man auch einen Berg geht, erstens alle per du sind und man zweitens jeden grüßt, dem man begegnet, grüßten mich gestern nur mehr 50% der Bergwanderer denen ich begegnet bin. Ist der Schöckl jetzt vielleicht nicht Hochgebirge, aber der Untersberg in Salzburg gehört nun auch nicht zu den Achttausendern.
Meist is es das Zeichen kleiner Gemeinschaften, dass das Grüßen Teil der Kultur, essentieller Teil der Kultur ist. Beim Bergwanderin ist es die Möglichkeit auf fremde Hilfe - auf gerade den oder die, der man begegnet ist - angewiesen zu sein, in kleinen Ländern das dichtere Netzwerk, die gemeinsamen Bekannten, in Italien die Kleinstrukturiertheit, die Netzwerke, die einen höflichen Umgang verlangen.
Die ist bei uns abhanden gekommen, wir werden mehr und mehr nüchtern, bestimmt durch Tempo und Beziehungen ohne reale Gesichter. Dabei wäre es hoch an der Zeit unsere Beziehungen in unserer Umgebung, unserer Stadt auszubauen, die Anonymität zu verlassen und wieder kleine Gespräche aufzubauen. Zuzuhören und den Anderen, die Andere als Mensch wahrzunehmen, vielleicht auch nur um selber einmal etwas los werden zu können und nicht zu vereinsamen. Weder jetzt, noch, wenn wir alt, gebrechlich und alleine sind.
Also liebe Leute, starten wir uns wieder zu grüßen, beginnen wir mit der Beziehungsarbeit!

GRAZ SAGT SERVUS!

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